Als letztes gelesen: Zusammen ist man weniger allein, von Anna Gavalda Ich habe am letzten Freitag damit angefangen (bin heute fertig geworden) und es immer wieder auf den U- bzw. S-Bahn-Fahrten gelesen, und da die Kapitel immer schön kurz sind und das ganze sehr stückchenhaft geschrieben ist, funktioniert das auch wunderbar. Ich würde es jetzt nicht als episodenartig bezeichnen, es ist schon eine durchlaufende Geschichte, die eher... "portionsweise", auch aus verschiedenen Blickwinkeln, präsentiert wird. Teilweise ist der Erzählstil nicht einfach, wenn ein ganzes Kapitel nur aus einem Dialog besteht und keine Namen genannt werden, aber im Prinzip findet man auch da durch. Die Handlung ist wunderschön, es geht um 3 Menschen, die zusammen in einer WG leben, der eine, Philibert, ein stotterndes Genie aus adligem Hause, der zweite, Franck, ein leicht aggresiver Koch, der sich jeden Sonntag um seine Großmutter, Paulette, kümmern muss und die dritte eine junge Frau, Camille, die zwar eine begnadete Künstlerin ist, sich ihren Lebensunterhalt aber als Putzfrau verdient. Nach einem Sturz zieht Paulette bei den dreien ein, was der Geschichte einen ganz besonderen Kick gibt. Auch wenn die Handlung allgemein eher dahintröpfelt, wird im Laufe des Buches eine klare Entwicklung der Charaktere vollzogen, die Tiefe, mit der die Personen beschrieben werden, ist faszinierend, auch wenn alle drei die Gemeinsamkeit haben, aus Familien zu stammen, in denen sie nicht wirklich Liebe und Zuneigung gefunden haben. Hier finde ich die Klischees etwas stark aufgesetzt, was dem Buch aber keinen Abbruch tun soll. Die Verfilmung des Buches läuft übrigens mit Audrey Tautou (z.b. Die fabelhafte Welt der Amélie) in der Hauptrolle in den deutschen Kinos. Wem der Film gefallen hat, dem sei das Buch ans Herz gelegt, es taucht noch viel tiefer in die Personen ein, gerade der Hintergrund von Camille und Franck wird noch weiter dargestellt, sehr schön. Und da die Handlung zwar schön, aber im Prinzip hier nicht überragend bedeutsam ist, macht es auch Spaß, das Buch zu lesen, nachdem man den Film gesehen hat, ich habe, wie gesagt, am letzten Freitg angefangen, abends den Film gesehen, und dann die Woche weiter gelesen. Das soll natürlich auch ein Warnschuss sein an alle, die erwarten, dass etwas übermäßig Spannendes passiert, die Personen an sich sind schon spannend genug. Ein sehr schöner Roman, in dem man auch gut eben 10 Seiten lesen kann, ohne dass man aus der Handlung geworfen wird. Da allerdings, wie gesagt, doch einige Klischees verwendet werden, die nicht unbedingt sein müssen, und alle drei Hauptcharaktere aus schlechten Familienverhältnissen gekommen (bzw. ein mehr oder weniger gestörtes Verhältnis zur Mutter haben), muss es einen winzigenn Abzug geben, der mich noch 3 Portraits, 3 Crêpes, 3 Geschichtsstunden, und damit 9 von 10 Punkten verteilen lässt.
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